Porträt über Josef Moosholzer
12 Mai
Porträt über Josef Moosholzer
Ein Bericht von Robert M. Frank
Josef
Moosholzers Augen strahlen. Der 90 Jahre alte Münchner hat gerade
vor 250 Zuschauern beim Haderner Kreisliga-Derby zwischen dem FC
Neuhadern und dem TSV Großhadern den Anstoß ausgeführt. Der
dienstälteste aktive Fußballer der Neuhaderner hat diese Aktion von
seinem Verein zum 90. Geburtstag geschenkt bekommen und ist
überglücklich. „Ich bedanke mich beim FC Neuhadern, dass ich
diese Ehre habe. Es ist herrlich, dass es so etwas gibt", sagt
Moosholzer.
Der
fußballbegeisterte Senior steht beim gut besuchten Haderner Derby im
Mittelpunkt. Gekonnt führt der agile „Allrounder" der
Neuhaderner Ehrenliga-Mannschaft nach dem Anpfiff von Schiedsrichter
Michael Humpa den Anstoß mit seinem linken Fuß aus. Applaus von
Spielern, Zuschauern und Funktionären brandet am Spielfeldrand auf,
als er im Anschluss mit seinem blauen Neuhaderner Trikot mit der
Nummer 33 den Kunstrasenplatz am Wolkerweg verlässt. Der aktuelle
Trainer der ersten Neuhaderner Herrenmannschaft, Thomas Dötsch,
lässt es sich nicht nehmen, während des bereits laufenden Spieles
ein gemeinsames Foto mit dem Neuhaderner Original zu machen.
„Sepp",
so wie er im Verein genannt wird, kann den jüngeren Fußballern
einiges erzählen. Bereits seit knapp 60 Jahren tritt Moosholzer
regelmäßig gegen den Ball. Genau genommen seit seiner Jugend, wo er
nach dem Krieg bei seinem Stammverein DSC München in Freimann
anfing. In den Jahren danach war Moosholzer bei anderen Münchner
Vereinen und Behördenmannschaften, bevor der langjährige Linksaußen
vor elf Jahren von Neuhaderns Spielführer Fredi Meier von einem
Firmen-Team von BMW nach Neuhadern gelotst wurde. Dort traf sich der
zweifache Papa und vierfache Opa dann jeden Montag mit seiner
Mannschaft zum Kicken. „Zunächst haben die gedacht, da kommt einer
direkt aus dem Altenheim. Dann haben sie mich spielen sehen und
gemerkt: Dich brauchen wir. Du bist einer vom anderen Stern",
erzählt der langjährige Münchner Frisörsalon-Inhaber. Auf der
Münchner Bezirkssportanlage am Wolkerweg fühlt sich Moosholzer
wohl. „Es ist etwas ganz Besonderes, wie es in Neuhadern ist. Ich
fühle mich da zu Hause und freue mich, dort spielen zu können",
sagt der passionierte Ski- und Fahrradfahrer, der im Alter von 70
Jahren das erste Mal mit dem Gleitschirmfliegen anfing.
Früher
zauberte Moosholzer in seinem Schwabinger Salon die Frisuren von
bekannten Schauspielern wie Ingrid Bergman oder Liselotte Pulver.
Heute zaubert der einstige Münchner Starfriseur lieber am runden
Ball. Statt Schere und Kamm wie früher in seinem Salon, den heute
seine Tochter Angelika und dessen Ehemann in der Leopoldstraße
betreiben, sind Fußballschuhe nun sein wichtigstes Werkzeug.
„Fußball ist Leidenschaft. Fußball ist mein Leben", sagt
Moosholzer. Zur Freude der Neuhaderner. „Ich habe selten so einen
demütigen und warmherzigen Menschen kennengelernt", freut sich
Neuhaderns 1. Vorsitzender Rainer Wagner über sein ältestes
Fußball-Mitglied im Verein.